Priv.-Doz. Dr. Nienkemper wurde als Experte vom bekannten Familienmagazin „Libelle“ interviewt, zu dem Thema:
Wann ist welche Art von Zahnspange erforderlich?
(Januarausgabe 2017)
Priv.-Doz. Dr. med. dent. Manuel Nienkemper ist Fachzahnarzt für Kieferorthopädie und habilitierter Hochschullehrer am Universitätsklinikum der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Libelle: Ab welchem Alter sollten Kinder zum ersten Mal einen Kieferorthopäden aufsuchen?
Dr. Manuel Nienkemper: In der Regel wird eine kieferorthopädische Behandlung ab einem Alter von zehn Jahren durchgeführt. Zur Steuerung des Zahnwechsels und zur Lenkung des Kieferwachstums sind teilweise schon früher Maßnahmen erforderlich. Sollten keine gravierenden Auffälligkeiten vorliegen, ist eine Erstvorstellung mit etwa sechs Jahren ausreichend.
Warum sind Zahnspangen wichtig?
Aus medizinischer Sicht stehen die Lenkung des Kieferwachstums, die Herstellung einer perfekten Kaufunktion und die Vermeidung von Schäden an Zähnen, Zahnhalteapparat und Kiefergelenken durch Fehlbelastungen oder mangelnde Hygienefähigkeit im Vordergrund. Eine verbesserte Ästhetik ist dabei ein schöner Nebeneffekt. Was sind die Unterschiede zwischen festen und losen Zahnspangen? Lose Zahnpangen können insbesondere bei jüngeren Patienten eingesetzt werden, um das Kieferwachstum zu lenken oder einfache Zahnbewegungen durchzuführen. Ein großer Vorteil ist, dass sie die Reinigung der Zähne nicht beeinflussen, da sie zum Putzen herausgenommen werden. Mit festen Zahnspangen lassen sich Kräfte deutlich gezielter auf die Zähne übertragen, sodass sich präzise, schwierigere Zahnbewegungen realisieren lassen. Bei Kindern muss zudem nicht darauf geachtet werden, ob die Spange getragen wird oder nicht.
Welche besondere Mundhygiene müssen Zahnspangenträger beachten?
Nach dem Herausnehmen werden lose Spangen gründlich mit einer gesonderten Zahnbürste und Zahnpasta gereinigt. Bei festen Zahnspangen sollte man die Zähne möglichst nach jeder Mahlzeit reinigen. Für die schwierig zu erreichenden Stellen gibt es spezielle Bürsten und Zahnseide, die der Kieferorthopäde individuell empfehlen und deren Anwendung er detailliert demonstrieren sollte. Entscheidend ist aber natürlich die tägliche Reinigung durch den Patienten.